24. September: Eine abenteuerliche Passfahrt (1/3)
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Unser nächstes Ziel heißt Solitaire, Tankstelle, Gaststätte, Tante-Emma-Laden und eine Bäckerei mitten im Nichts. Trotzdem ist dieser Ort weltberühmt, darf in keiner Namibiareportage und in keinem Reiseführer fehlen, denn hier gibt es den bekanntesten Apfelstreuselkuchen der Welt. Und Filterkaffee. Wir schlagen die Zähne in den Kuchen und spülen die letzten Sandkörner hinunter. Nach der trockenen Wüste sehnen wir uns nach einem Pool und nehmen dafür einen Umweg über den Spreetshoogtepass in Kauf. Low Gear einschalten, heißt es an seinem Fuß, Trucks und Anhänger jeglicher Art sind verboten. Das kann ja was werden. Wir haben schon viele Pässe erklommen, aber dieses Modell hat Seltenheitswert. Auf Schotter und Geröll, in engen Serpentinen, mal gepflastert, mal nicht, kriechen wir im ersten Gang hinauf. Hoffentlich kommt uns niemand entgegen, denn die Fahrbahn ist schmal, sehr steil, Abgründe sind nicht durch Leitplanken gesichert. Die Aussicht ist zwar phantastisch, doch wir wagen nur selten hinzuschauen. Der Campingplatz auf fast 1 900 m über dem Meer gehört zur Gästefarm Namibgrens, deren Garten vor dem Haus aussieht wie aus England eingeflogen. Der Campingplatz liegt einige Kilometer entfernt malerisch zwischen Granitblöcken mitten in der Einsamkeit. In die Felsen integriert haben wir Dusche, Klo und Küche ganz für uns alleine. Ein Farmmitarbeiter kommt mit seinem Quad und feuert den Badeofen an. Große Überraschung als wir duschen wollen: Es ist gar kein Wasser vorhanden, nur der Hahn in der Küche läuft. Der Pool, einen Spaziergang weit entfernt, entpuppt sich als Viehtränke. Später läuft Herbert auf seinem Abendspaziergang tatsächlich an einem Pool vorbei. Doch es ist zu spät, um noch hineinzuspringen. Die Namibier geizen mit Lageplänen, erklären mit ausholenden Armbewegungen den Weg. Alles Weitere muss man selbst entdecken – oder auch nicht.