17. September: Viel Afrika am Oranje (1/3)
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Wer bei dem Wort Oranje an die Regenjacken der Holländer denkt, liegt nicht falsch. Es waren die Buren, Einwanderer aus den Niederlanden, die sich in diesem Teil Afrikas ansiedelten und ihn während der Burenkriege heftig gegen die Engländer verteidigten. Die Namibier nennen den Fluss Orange. Auf der Fahrt an die südliche Grenze des Landes überwinden wir einen Pass, fahren viele Kilometer durch eine Savanne mit wenigen Büschen, bis wir am Horizont in all dem Braun, Blond und Grau ein grünes Kräuselband erkennen. Das ist er, der umkämpfte Fluss. Eigentlich wollten wir auf einer Lodge nahe Aussenkehr übernachten. So deutsch der Name der Ortschaft klingt, hier wohnen schwarze Afrikaner in armseligen Hütten, die sie notdürftig mit Schilfmatten ummantelt haben. Das imposanteste Gebäude im Dorf ist ein neuer Supermarkt von Spar, vor dem bullige Geländewagen parken. Touristen decken sich mit Vorräten ein. Die Bewohner des Dorfes werden für den Laden kaum das nötige Kleingeld haben. Es ist noch zu früh, um die Tagesetappe zu beenden, deshalb entschließen wir uns, bis Aus weiter zu fahren. Die Straße führt ca 100 km am Oranje entlang. Aufgrund des breiten Schwemmlandgürtels voller Treibholz und Gestrüpp können wir nicht bis ans Ufer, ein Bad im Fluss scheint sowieso nicht ratsam. Wir sind schon kilometerweit vom Dorf entfernt, als uns immer noch Frauen mit riesigen Holzbündeln auf dem Kopf entgegenkommen. Zum Schluss treffen wir einen jungen Mann, der Brennholz auf dem Gepäckträger seines Fahrrads nach Hause transportiert. Der Oranje zeigt in dieser Jahreszeit an vielen Stellen sein felsiges Flussbett, doch die Rückstände in Bäumen und Büschen verraten, wie hoch das Hochwasser in diesem Jahr war. Die Straße von der Qualität eines Feldwegs passt sich dem Ufer an, windet sich durch Schluchten, in einigen Senken durchqueren wir Wasser. Im Vergleich zum Vortag ist die Hitze unerträglich, die Klimaanlage des Autos arbeitet vergeblich dagegen an.