16. September: Ein tiefer Blick in den Canyon (1/2)
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Am späten Vormittag soll der Blick wegen des Sonnenstands am schönsten sein. Durch flache Steinwüste geht es zum Aussichtspunkt des zweitgrößten Canyons der Welt. Mehrere Millionen Jahre hat der Fish River gebraucht, um sein heutiges Bett 500 m tief in die Felsen zu raspeln. Er führt nur wenig Wasser, obwohl es während Mai und Juni heftig geregnet hat. Auf einem holprigen Feldweg fahren wir bis zu einem weiteren Aussichtspunkt und wandern ein Stück am Rand der Schlucht entlang. Euphorbien, Agaven und anderes Stachelgewächs krallt sich zwischen scharfkantigen Steinen in den Boden, sonst überleben in dieser Gegend nur kleine Gewächse. Eigentlich wollten wir noch die heißen Quellen in Ai Ais aufsuchen, aber laut Reiseführer lohnt es sich nicht. Zurück auf dem Campingplatz desinfizieren wir unseren Kühlschrank und das Gefrierfach, damit wir endlich den Aasgeruch aus der Nase bekommen und die Lebensmittel nicht länger doppelt in Plastik einwickeln müssen.
An der Leine flattern ein paar Wäschestücke im Wind, Herbert liest aus dem Reiseführer vor, die Schatten werden länger, die Sonne knipst ihre Warmtöne an. Nicht mehr lange, dann wird die Dämmerung hereinbrechen und ein schöner Urlaubstag geht zu Ende.
Morgen werden wir noch ein Stück nach Süden zum Oranje River, der Grenze zu Südafrika fahren. Dann drehen wir um und fahren nach Norden Richtung Lüderitz.